Lehmann´s Tagebuch
November 2024
Gleich am 01.11. bekam ich einen Überraschungsbesuch. Mama Ameise mit Stiefschwester Gretel kamen zu uns. Wir haben im Garten gespielt, es hat total viel Spaß gemacht. Danach sind die Beiden wieder in Ihre Kammer ins Auto und ich habe mich um meine Familie gekümmert. Da waren meine Züchterin mit Mann, Meine Paten Jürgen und Dorle und natürlich Chefin und Chef. Ich hatte die Lage lang im Griff. Während die sechs sich in der Grillhütte mit Glühwein vergnügt haben, habe ich das Grundstück gesichert.
Am 07.11. war es mir ganz komisch. Ich brauchte viel Nähe zu meinen Menschen und war auch total aufgeregt und ein bisschen orientierungslos. Dann haben mich meine Menschen zur Tierärztin nach Bochum gebracht. Die Fr. Dr. hat vermutet, dass ich irgendwas mit meiner Leber habe. Das hörte sich an wie nix Gutes. Am anderen Tag bekam ich nix zu essen. Jetzt war es klar: Das ist nix Gutes.
Irgendwann am Vormittag wurde ich wieder zur Tierärztin gebracht.
Dann haben die mich ganz dolle gepiekt und mir richtig viel Blut abgenommen. Aus beiden(!) Beinen. Ich glaube ein Bein war schon leer und sie brauchten noch mehr Blut.
Warum das Ganze? Nur weil meine Pupillen nicht mehr auf Licht reagierten und meine Blinzel-Reaktion nicht vorhanden war. Es ist beruhigend, wenn sich meine Menschen um mich kümmern.
Wieder ein Tag später lagen die Blutwerte vor. Meine Leber war in Ordnung. Ich übrigens auch. Kaum waren die Werte da, konnte ich auch wieder blinzeln und meine Pupillen reagierten auch wieder auf Licht und ich war auch nicht mehr orientierungslos. Und das Beste war: man hat nix mit mir gemacht.
Einen Krankenbesuch habe ich trotzdem bekommen. Züchterin Simone und Mario sowie Mama Ameise und Schwester Baroness Peanut haben mich besucht. Ich habe ganz doll mit Peanut gespielt und ich habe ihr sogar mein Lieblingsspielzeug (ein Stoff-Schaf mit Namen Shawn) zu den Tatzen gelegt. Peanut ist nämlich zu Hause ausgezogen und wieder zurück zu Simone gegangen. Da dachte ich mir, ich müsste ihr eine Freude machen. Vielleicht kommt sie ja öfter zu Besuch. Ganz einziehen kann sie hier leider nicht. Auf meiner Schlafcouch ist nur Platz für einen Berner. Aber der Garten ist groß genug zum gemeinsamen Spielen.
Kurz drauf hat Chef seine getragenen Socken rumliegen lassen. Darauf habe ich seit langem gehofft. Ich habe mir eine davon stibitzt und auf ihr unbemerkt rumgekaut. Zum krönenden Abschluss habe ich sie in kleine Stücke gerissen und genüsslich verzehrt. Ich habe keine Spuren hinterlassen und somit das perfekte Verbrechen begangen…dachte ich.
Wie zu erwarten war, ist es mir nicht gelungen das perfekte Verbrechen zu begehen. Zum einen ist der Diebstahl bemerkt worden und zum anderen haben mich meine Hinterlassenschaften verraten. Ich habe Stofffetzen geschissen. Verdammt, man kann einfach nicht an alles denken…
Naja und am 23.11. habe ich dann noch eine Socke der Chefin ausgeschissen. Damit war meine Tarnung ganz im Eimer.
Meine Menschen sind mir auf die Schliche gekommen: Ich schleiche mich sobald ich die Möglichkeit habe ins Schlafzimmer und stupse mit meiner Nase den Schubladenbereich ihres Kleiderschranks an. Die haben da extra so eine „Ich öffne mich für Hunde automatisch“ – Funktion einbauen lassen.
Ein Stupser mit meiner Nase und schon bin ich an den Objekten meiner Begierde: Socken – Mhm…
Komisch, seitdem schaue ich immer wieder an der Schlafzimmertür vorbei und sie ist immer geschlossen. Meine Menschen gönnen mir einfach keinen Spaß. Mal abwarten, irgendwann vergessen sie die Tür zu schließen und dann bin ich wieder zur Stelle. Versprochen.
Ja dann war noch die Sache mit der Blockflöte. Seit über 50 Jahren hat die Chefin sie gepflegt. Nicht weil sie Musikerin ist. Sie hat die Blockflöte als Schulkind geschenkt bekommen und musste lange Zeit auf ihr üben. Seit vielen Jahren überlegt sie, sich von ihr zu trennen. Verschenken? Will keiner haben! Wegwerfen? Kommt nicht in Frage! Sie hat diese schwere Entscheidung sehr lange vor sich hergeschoben. Als ob ich es geahnt habe, dachte ich mir: Das ist doch mal eine Aufgabe für „Super(Leh-)mann“. Ich habe Chefin in ihrem Büro- und Musikzimmer besucht und gewartet bis sie nicht mehr auf mich geachtet hat. Ganz vorsichtig habe ich die Flöte, die in einem liebevoll gehäkelten Flötenköcher aufbewahrt wurde, stibitzt. Zur Vollendung meiner Tat habe ich nur wenige Augenblicke gebraucht. Innerhalb von nicht mal 3 Minuten wurde der Flötenköcher zerfetzt und im Anschluss daran aus ihrem „geliebten“ Instrument Kleinholz gemacht.
Chefin hat das Ergebnis fotografiert. Ein Foto von meiner Leistung könnt ihr unten sehen. Also, ich finde viel besser kann man sich nicht als Entsorger empfehlen. Als Chefin das Ergebnis meiner Arbeit sah, war sie irgendwie dankbar glaube ich. Jedenfalls hat sie gleichzeitig gelacht und geschimpft – mit Tränen in den Augen. Ich glaube, es waren Freudentränen. Ich habe mein bestes „Ich-hab-dich-ganz-doll-lieb-kulleraugen-roll“-Gesicht aufgesetzt. Und schon war sie mir nicht mehr böse. Es ist schön, wenn man auch mal was zurückgeben kann…