Lehmann´s Tagebuch
Juni 2025
Im Juni wachsen an meinem Apfelbaum die ersten Früchte. Ganz viele fallen zu meiner Begeisterung unreif vom Baum auf die Wiese. Und die kann ich mir unkontrolliert einpfeifen. So stelle ich mir das Schlaraffenland vor. Es rumpelt zwar immer ein bisschen im Magen, aber damit kann ich ganz gut umgehen.
Am 3.6. waren wir wieder beim Tierarzt Dr. Stahl, er wollte meinen abgebrochenen Zahn nochmal untersuchen, da fehlt ja nur eine kleine Spitze, der nette Doc war dann auch zufrieden, diesmal gab es aber nur wenig Leckerlies. die Frau Doktor ist da irgendwie großzügiger. Beim Wiegen war der Chef zufrieden, unverändert 36,5 kg, das scheint wohl gut zu sein, ich sei groß und schlank.
Am 4.6. war ich wieder beim Hundetreffen. Das macht echt Spaß. Erst gehen wir unsere Runden und treffen die anderen Hunde im Vorbeigehen. Dann kommen echt krasse Übungen: wir gehen aufeinander zu und müssen bei 1 m Abstand schön die Ruhe bewahren… oder sogar ins Platz gehen… Wahnsinn, da muss ich mich echt konzentrieren… nicht jeder Hund gefällt mir … anfangs bin ich immer echt abgelenkt aber mit der Zeit wird es besser, ich verlasse mich auf die Chefin, die mich mit Leckerlies bestätigt, zuletzt müssen wir auch noch Slalom um die anderen Hunde gehen…
In meiner Stadt wird zu Pfingsten immer eine riesengroße Kirmes aufgebaut. Meine Menschen wollten mit mir da nicht hingehen, weil ich da nur hunderttausende Beine sehen würde. Also hat der Chef mit mir die Kirmes vorab am 6.6. besucht, als sie aufgebaut wurde. Da war auch schon ganz viel los. Viele Menschen am Arbeiten, viele Gerüche, alles ganz bunt und blinkend. Fand ich total klasse. Auf dem Rückweg habe ich mich mit einem kräftigen Strahl Dünnpfiff für die tolle Aktion bedankt. Der Chef fand das nicht so gut, weil man Dünnpfiff nicht so einfach in die Plastiktüte befördern kann. Naja, sein Problem.
Am Nachmittag hatte ich wieder Einzelunterricht. Dieses Mal lernte ich ein neues Zeichen für „Platz“. Ganz ohne Ton zappelte Chefin mit dem winkenden Ellenbogen vor mir herum, nach einer Weile checkte ich erst, was sie von mir wollte und legte mich „ins Platz“ An den folgenden Leckerlies bemerkte ich, dass ich das Zappeln richtig interpretiert habe.
Beim weiteren Üben wurde mir ganz komisch. Chefin bemerkte nicht, dass ich Getöse im Darm hatte, also musste ich mich mitten auf dem Weg entlasten, ups… das schoß ja förmlich aus mir raus… Chefin war es dann sichtlich peinlich. Ihr Problem. Wir Berner können ja nicht rot werden 😊
Weil der Dünnpfiff blieb haben meine Menschen mich mal wieder zum Tierarzt geschleppt. Ein Labortest meiner Hinterlassenschaft zeigte, dass ich „Untermieter“ hatte. Giardien nennen die Menschen die kleinen Würmer. Ich bekam dann für einige Tage Tabletten ins Futter gemischt und damit sollten die Untermieter aufgefordert werden sich zu verziehen.
Die folgenden Spaziergänge und Übungseinheiten in der Hundeschule wurden also immer von meinen durchfälligen Entleerungen begleitet. Für keinen von uns eine angenehme Sache. Obwohl ich dabei noch den leichtesten Part hatte.
Die Untermieter waren nach wenigen Tagen besiegt, aber der Durchfall blieb. Es war unausweichlich, dass man mir rauf die Schliche kommen musste. Die unreifen Äpfel, die auf meinem persönlichen Speiseplan standen, blieben nicht unbemerkt. Meine Menschen suchten jetzt mehrmals täglich die Wiese ab und entzogen mir den Großteil an Früchten. Aber meine Flitzekacke blieb.
Die Menschen konnten jetzt nur abwarten ob mit dem Reifeprozess der Äpfel sich meine Darmprobleme in Luft auflösen. Obwohl: Meine Darmprobleme in Luft auflösen? Für diesen Vorgang haben sie sich bei mir in der Vergangenheit oft beschwert. 😊
Am 11.6. war wieder Hundetreffen, da waren ein paar neue Kandidaten dabei, einer war total wild und zerrte an der Leine, der erinnerte mich an mich als ich noch ein Jungspund war. Heute konnte ich zeigen, dass ich souverän geworden bin. Ich blieb bei den Duldungsübungen total ruhig… nur beim Slalom wurde es blöd… dieser unruhige Geselle lief hinter mir vorbei, erspähte dabei einen anderen Kollegen, den er wohl gar nicht leiden konnte und wurde zur Krawallschachtel… vor lauter Schreck sprang ich aus dem Platz fast 2 Meter ungebremst nach vorne. Auch ein Schreck für meine Chefin, aber sie hatte mich gleich wieder beruhigt und fest im Griff. Auf sie kann man sich mittlerweile verlassen.
Am 18.6. traft sich wieder die Hundegruppe zum Spazieren gehen und Konfrontationsübungen. Diesmal war auch der Chef dabei. Das war eine schöne Überraschung. Er führte mich auch mal und machte zwischendurch Fotos von mir. Das fühlte sich gut an, ich war mal wieder der Star.
21.06. Heute war ein sehr heißer Tag. Sogar die Amseln in meinem Garten hatten keinen Bock zu fliegen. Eine Amsel hielt sich unter meinem Apfelbaum auf dem Rasen im Schatten auf. Ich fand, eine Abwechslung auf meinem Speiseplan wäre jetzt das richtige. Kurzum schnappte ich mir das Federvieh. Sie piepste noch einmal kurz und die Chefin rief verzweifelt meinen Namen. Ein kräftiger Biss und schon konnte ich sie mir im Maul für den Abtransport zurechtlegen. Ein Schluck und schon war es zu Ende mit der Amsel. Die Chefin nannte mich Mörder und Chef sang nur sowas wie „Amsel, Drossel, Fink und Star…und die ganze Vogelschar“. Naja, über seinen Humor brauchen wir ja nicht mehr zu reden.
Für mich völlig Überraschend kam Mutti Ameise und Stiefschwester Gretel zu Besuch. Wir haben uns köstlich amüsiert. Gretel lies mich sogar mal „aufspringen“ obwohl wir beide keine Ahnung davon hatten, was wir da machten. Wir sind gerannt, haben getobt, die Nachbarn angebellt, ich habe sogar geheult wie ein Wolf weil ich glänzen wollte und wir haben ganz viel nebeneinandergelegen und gechillt. Das war total super. Simone und Mario waren natürlich auch dabei. Die habe ich auch ganz doll gekuschelt. Mario war ja schon immer mein Favorit.
In der folgenden Woche hatte ich Hausarrest. Ich habe nix gemacht und wurde bestraft. Menschen sind manchmal total doof.
++ hier spricht der Chef++
Naja, Hausarrest war es nicht wirklich. Herr Lehmann blieb trotz Wurmkur immer noch durchfällig. Also mussten wir jetzt eine Ausschlussdiagnostik betreiben. Und die starteten wir mit einem Reset. Kein Wasser mehr aus Pfützen und keine Aufnahme von irgendwelchen unkontrollierten Fremdkörpern.
Größtes Augenmerk hatten wir auf Entenscheiße, die sich Hr. Lehmann immer wieder beim Hundetraining gönnte.
Das konnten wir nur erreichen, wenn wir die Spaziergänge und Hundeschultermine aussetzten. Das warme Wetter spielte uns dabei in die Karten. Die verordnete Ruhe machte Hr. Lehmann nichts aus. Und siehe da: kaum fraß er kontrolliert, war auch der Durchfall weg.
Am 28.06 war wieder ein Supertag. Wir haben Freunde besucht, die uns in Ihren Garten zu einer gemütlichen Runde eingeladen hatten. Und weil der Garten umzäunt war, durfte ich auch völlig freilaufen. Das habe ich auch gemacht. Da gab es so viel zu entdecken. Die Gastgeberin Sabine macht ganz viel in Ihrem Garten und hat sogar ein Beet mit Schafswolle abgedeckt. Soll wohl gegen Schnecken helfen. Ich fand: Das war mein gedeckter Tisch. Die Menschen konnten mich nicht sehen und ich habe mir soviel Wolle wie ich konnte eingepfiffen. Dazu viel getrunken und das Drama nahm dann seinen Lauf.
Wir waren gegen Mitternacht wieder zu Hause und meine Menschen schnell im Bett. Um 1 Uhr habe ich sie dann geweckt: ICH MUSS KACKEN!! bedeutete mein Bellen. Chefin ist aufgesprungen und hat mich rausgelassen. Um 4:45 Uhr war es dann wieder so weit. Ich bellte: KACKEN!!, Chef kam und ich konnte mich draußen lösen.
Und als die Menschen dann endlich um 7 Uhr aufstanden, habe ich ihnen eine Überraschung von locker 20 cm x 20 cm nicht verdauter Schafswolle auf den Läufer geschissen.
Am 29.06. hatte ich dann wieder Dünnpfiff. Naja, ich habe mir am Vortag auch alles gegönnt, war mir über den Weg gelaufen ist.
Aber am Abend war schon wieder alles in Ordnung. Der Juni war nun auch vorbei und der Juli sollte kommen. Leider ohne Chef. Der muss zu einer Rehabilitation. Ich freue mich darauf, wenn er runderneuert wiederkommt.








